Am 12.4.2015 fand ein Gedenkmarsch von Mieste über Zichtau nach Gardelegen satt, um den rund 2400 KZ Häftlingen zu gedenken, die vor 70 Jahren denselben Weg gegangen sind. Von der Eichendorffschule waren vier Schüler dabei, nämlich Jost Alemann, Janes Klante, Marvin Klopsch und ich, Tim Trüe.
Um 10 Uhr ging am Bahnhof in Mieste los. Die Gruppe bestand aus etwa 30 bis 40 Personen, überwiegend Schüler des Alters 15-20 Jahre. Vorbereitet wurde die Veranstaltung vom „Verein der Verfolgten des Naziregimes“. Nach einer kurzen Begrüßung und Einführung ging es schon los, wir wanderten von 10 bis 17 Uhr etwa 20 Kilometer, zwischendrin gab es zwei Pausen mit gutem Essen. Da wir die gleiche Strecke wanderten, wie die Gefangenen vor 70 Jahren kamen wir häufig an Denkmälern und Gedenksteinen vorbei, Orten, an denen schreckliche Verbrechen stattfanden, die man heute gar nicht richtig begreifen kann. Während des Wanderns war die Stimmung, trotz des ernsten Anlasses, ziemlich gut, gegen Ende wurden aber die Füße lahm und wir langsamer.
In Zichtau angekommen gab es Abendessen und danach eine Buchlesung aus Bonifas‘ „Häftling 20801“ durch den Bürgermeister Gardelegens‘. Danach ließen wir beim Grillen und Liedersingen den Abend ausklingen und gingen bald schlafen.
Am nächsten Morgen gab es nach dem Frühstück eine kleine Forumsrunde mit allen Teilnehmern und einem Professor der Theologie. Dabei hörten wir einiges über Dietrich Bonnhoeffer und diskutuierten über den Konflikt in der Ukraine. Nach einem kurzen Mittag ging es wieder los, von 12:30 bis 17:45 wanderten wir die letzten Kilometer, etwa 15 an der Zahl , besuchten einige Gedenkstätten und Friedhöfe auf dem Weg und erzählten fleißig.
In Gardelegen angekommen besuchten wir die Abschlussgedenkveranstalltung dort, wo damals die Scheune mit 1016 lebenden Menschen abbrannte. Die Gedenkstätte „Isenschnibber Feldscheune“ ist sehr eindrücklich und die Stimmung dort beklemmend. Eine der Scheunenwände wurde rekonstruiert und steht dort, wo die Scheune einst war. Daneben wurde ein Friedhof für die vielen Toten errichtet, ein Grabstein für jeden einzelnen, wenn man das sieht, ist man wirklich geschockt. So viele Menschen wurden in den letzten Tagen des Krieges allein in Gardelegen ermordet. Die Veranstaltung ging bis 18:30, danach fuhren wir alle nach Hause.
Dieser Gedenkmarsch war wirklich eine gute Erfahrung, ich hätte niemals gedacht, dass die Verbrechen der Nationalsozialisten so nahe waren und habe einenn ganz neuen Eindruck von diesem Teil der Geschichte bekommen. Auch wenn die etwa 2400 Opfer im Vergleich zu anderen Orten „wenige“ sind, habe ich hier erst erfahren, wie schrecklich viele es waren. Und auch den Begriff Todesmarsch verstehe ich nun. Wir haben diese 35 Kilometer in 2 Tagen, mit gutem Essen, einigen Pausen und netter Gesellschaft erlebt, und waren am Ende verdammt erschöpft. Die gleiche Strecke unter den damaligen Verhältnissen als Gefangener zu gehen, war wirklich tödlich.