Fühlen wie ein alter Mensch? Laufen wie ein beinamputierter Sportler? Mit dem Rollstuhl Hindernisse erfahren? Die Lebenswelt unserer Schülerinnen und Schüler sieht Gott sei Dank anders aus- die meisten sind gesund, sportlich und benötigen keine Hilfsmittel für ihren Alltag. Dennoch wollten wir den jungen Menschen zeigen, wie es ist, mit körperlichen Einschränkungen zu leben. Sie stehen kurz vor Beginn des Compassion Projektes und werden auf alte oder auch behinderte Menschen treffen. Sie sollen lernen, sich in die Lebenswelt der anderen hineinzuversetzen.
Mit dem Behindertenbeirat Wolfsburg bekamen wir eine tolle Möglichkeit, den Projekttag für die 10. Oberschulklassen zu gestalten. Norbert Meyer, Vorsitzender des Beirates, und sein Team brachten die erforderlichen Materialien mit, wie z.B. Beinprothesen, Blindenstöcke und den Alterssimulationsanzug „Gerd“. „Gerda“ besitzen wir selbst und Rollstühle ebenso. Sie ermöglichen uns seit Jahren eine gute Vorbereitung auf das Compassion Projekt.
Die Schüler waren zum größten Teil mit Begeisterung und Neugier dabei. Sie stellten Fragen und bemerkten, wie beschwerlich ein Leben im Rollstuhl, im Alter oder auch mit einer Prothese sein kann. Die Lebensgeschichten der anwesenden Personen mit körperlichen Einschränkungen berührten und nicht selten wurde es sehr still, wenn jemand ganz offen erzählte, wie es zur Behinderung kam. Die Berührungsängste wurden ganz schnell abgelegt. Der Aufforderung, die Prothese ruhig zu berühren oder auch daran zu ziehen, kamen einige nach. Sie waren erstaunt, was alles möglich ist und welche Technologien teilweise dahinter stecken.
Ein Fernsehsender hat diesen Tag begleitet, die Presse war zusätzlich interessiert. Ich denke, es macht deutlich, dass Schule mehr sein kann als Formeln lernen und Diktate schreiben. Sie ist eine Vorbereitung auf das Leben und auf unsere gesellschaftliche Verantwortung!